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22-04-2025 | MXGP News |
Jeremy Seewer machte das Schweizer Motocross-Highlight zum großen Fest |
Der MXGP of Switzerland powered by IXS 2025 war ein Erfolg auf ganzer Breite. Bestes Rennwetter an den beiden Veranstaltungstagen Ostersamstag und Ostermontag, sehr gut besetzte Zuschauerränge mit erstklassiger Stimmung und hervorragende Rennaction der weltbesten Motocrosser sorgten in Frauenfeld-Gachnang für ein MX-Fest, das noch lange in Erinnerung bleiben wird. Als Lohn gab es einen tollen Podestplatz des Bülachers Jeremy Seewer in der Top-Klasse MXGP. Gleichzeitig war dieser das geschichtsträchtige erste Podium im Motocross seines Arbeitgebers Ducati.
MXG-Debüt-Sieg für Lucas Coenen – Jeremy Seewer mit erstem Ducati-Podest
Die beiden Rennen der Top-Klasse der Motocross-Weltmeisterschaft, der MXGP, war beim diesjährigen MXGP of Switzerland am heutigen Ostermontag in Frauenfeld-Gachnang jeweils eine sichere Beute für den Belgier Lucas Coenen. Der Aufsteiger aus der „kleinen“ WM-Klasse MX2 gewann den ersten Heat mit knapp sechs Sekunden Vorsprung vor dem fünffachen Weltmeister und WM-Leader Tim Gajser aus Slowenien sowie dessen Teamkollegen Ruben Fernandez aus Spanien. Im zweiten Heat schied Tim Gajser nach einem Sturz in der dritten Runde auf Platz zwei liegend aus, sodass Lucas Coenen fortan leichteres Spiel hatte, erneut zu gewinnen und somit seinen ersten Grand-Prix-Sieg in der Top-Kategorie zu feiern. Knapp fünf Sekunden hinter dem Sieger traf der Franzose Romain Febvre im Ziel ein und wurde nach Platz sechs im ersten Heat als Gesamtzweiter ebenfalls zur Siegerehrung gerufen.
Lucas Coenen
Jeremy Seewer
Den größten Jubel der überwiegend Schweizer Fans fasste allerdings Jeremy Seewer ab. Der 30-jährige Bülacher war im ersten Lauf Siebenter geworden und witterte im turbulenten und von vielen Ausfällen gekennzeichneten zweiten Heat Morgenluft, als er sich von der anfangs achten Position sukzessive bis auf Platz vier hinter den ebenfalls fünffachen Weltmeister Jeffrey Herlings vorgeschoben hatte. Dieser wäre fürs Tagespodium noch zu wenig gewesen, sodass Jeremy Seewer, von den Fans getrieben, im letzten Umlauf den entscheidenden Angriff startete und mit Heat-Rang drei auch „Overall“ Dritter wurde. Damit schenkte nicht nur er sich einen weiteren Heim-Podestplatz, sondern seinem Arbeitgeber Ducati den geschichtsträchtigen ersten seit deren Einstieg in den Motocross-Sport 2024. „Das war einfach unglaublich“, war Jeremy Seewer kurz nach dem Rennen total aus dem Häuschen. Seine Glücksgefühle beschrieb er dann mit folgenden Worten: „Ich habe die Fans und den Sprecher so laut gehört, das hat auf jeden Fall geholfen. Dann noch das Überholmanöver vor den Fans, das war einfach perfekt. In der MX2 war ich hier schon zwei Mal als Zweiter auf dem Podest, in der MXGP war das das erste Mal, was ein unglaubliches Gefühl ist. Jetzt aus dieser Position den ersten Podestplatz für Ducati zu holen, schöner kann es nicht sein. Wir fahren viele Rennen, und in Frankreich und Italien sind die Fans auch ziemlich crazy, aber ich glaube, dass wir da in der Schweiz auch sehr, sehr stark sind. Als ich aufs Podest hoch ging, das war schon Gänsehaut.“
Jeremy Seewer
Nun war der MXGP of Switzerland der dritte und vorerst letzte laut Vertrag mit dem MXGP-Rechteinhaber Infront Moto Racing auf der klassischen Schollenholz-Rennstrecke, schrie aber mit all seinen tollen Momenten nach einer Fortsetzung. Dazu bezog Jeremy Seewer wie folgt Stellung: „Ich denke, dass Motocross in der Schweiz sehr attraktiv ist und der MXGP in Frauenfeld dem Sport hier insgesamt sehr gut tut. Ich hoffe, dass die Finanz-Bilanz in diesem Jahr positiv ist und es hoffentlich weiter geht.“
Der zweitbeste Schweizer in der MXGP, der Fribourger Valentin Guilod, wusste im ersten Lauf als Elfter zu überzeugen und griff im zweiten auf Platz fünf liegend nach den Sternen. Ein Sturz warf aber auch ihn aus dem Rennen, bei dem er sogar einen Bruch des linken Schlüsselbeins davontrug.
Dafür fuhren der Altmeister Arnaud Tonus aus Genf und der junge Kevin Brumann aus Ehrendingen in beiden Läufen ins Ziel und in die Punkte. Tonus belegte die Plätze 15 und 19, mit denen er Gesamt-20. wurde. Brumann landete mit den Plätzen 20 und 15 in der Tageswertung eine Position hinter Tonus auf Rang 21.
Arnaud Tonus
Kevin Brumann
Keine WM-Punkte gab es für die weiteren Eidgenossen Loris Freidig, Nicolas Bender, Robin Scheiben, Ramon Keller und Xylian Ramella.
Längenfelder gewinnt MX2 – Mike Gwerder inmitten der WM-Elite
In der „kleinen“ WM-Klasse MX2 der bis 23-Jährigen gelangen dem Deutschen Simon Längenfelder zwei blitzsaubere Start-Ziel-Siege, mit denen er den vierten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere feierte. Die Plätze zwei und drei gingen an den Weltmeistersohn und -enkel Liam Everts aus Belgien bzw. den als Tabellenleader angereisten Kay de Wolf aus den Niederlanden.
Inmitten der permanenten WM-Starter zeigte Mike Gwerder aus Stadel zwei starke Leistungen und wurde mit den Heat-Plätzen 17 und 15 Gesamt-17.
Wenngleich ohne WM-Punkte, schlugen sich die Zwillinge Samuel und Thomas Oechslin sowie deren älterer Bruder Matthias ebenso wacker wie auch Remo Schudel.
Simon Längenfelder
Mike Gwerder
Heimpodest für Nico Greutmann
Neben den beiden WM-Klassen waren auch wieder zwei Europameisterschaftsklassen im Programm. In der EMX250 hatte am Samstag August Frisk etwas überraschend gewonnen. Der junge Schwede war als EM-Neunter angereist und hatte bei den drei vorangegangenen Läufen noch nicht auf dem Podest gestanden. Diese „Scharte“ wetzte er heute in überlegener Manier aus, indem er auch das zweite Frauenfelder Rennen ziemlich souverän gewann und damit bei der anschließenden Siegerehrung vom obersten Treppchen herunter winken durfte. Zur Freude der einheimischen Fans strahlte von dort auch Nico Greutmann in die Menge. Der Merishausener konnte nach bescheidenem Start seinen zweiten Platz vom Samstag zwar nicht wiederholen, doch nachdem er von anfangs Platz zwölf bis auf Rang sechs nach vorn gefahren war, wurde er als Gesamtdritter hinter dem Spanier Francisco Garcia zur Siegerehrung gerufen.
Die Auftritte der weiteren Schweizer Vertreter Arthur Steffen, Noryn Pulsini und Noe Zumstein dürfte ihren Entwicklungen zumindest weiter zuträglich gewesen sein.
Nico Greutmann
Klassenneuling Ryan Oppliger wurde guter Gesamtachter
Nach seinem dritten Platz im ersten Rennen der Klasse EMX125 am Samstag gewann der Ungar Aron Katona das zweite mit über 20 Sekunden Vorsprung souverän und entschied damit auch die Gesamtwertung beider Rennen für sich. Overall Zweiter wurde der Samstag-Sieger Nicolo Alvisi aus Italien, der heute nach katastrophaler Startrunde noch Sechster werden konnte. Den Bronzerang sicherte sich der Niederländer Dany Heitink mit den Heat-Plätzen zwei und acht.
Der einzige Schweizer Finalist, Ryan Oppliger aus Forel im Kanton Fribourg, erlebte zwei komplett unterschiedliche Rennen. Am Samstag gelang dem Aufsteiger aus der 85er-Klasse der Holeshot und am Ende wurde er starker Sechster. Am heutigen Ostermontag ging er in der Startkurbe zu Boden und musste dem Feld hinterher hetzen. Mit einer erneut guten Leistung preschte er von der 25. Position am Ende der Startrunde bis auf Platz 13 nach vorn, was für ihn in der Endabrechnung Rang acht bedeutete.
Ryan Oppliger
Am Ende eines tollen Motocross-Festes mit offiziell 40.500 Zuschauern zog der der Präsident und CEO des MXGP Suisse, Willy Läderach, folgendes Fazit: „Ich glaube, dass wir mit unserer gesamten Mannschaft wieder einen tollen MXGP auf die Beine gestellt haben. Zuschauermäßig war es okay, wenngleich wir uns natürlich noch ein paar Fans mehr gewünscht hätten. Aber wir sind einigermaßen zufrieden. Wir haben mit allen Sponsoren gesprochen, es sind alle vom Anlass begeistert und zufrieden. Ebenso kann man sich vorstellen, dass man weiter dabei ist. Wenn wir noch ein, zwei neue Sponsoren an Land ziehen könnten, dann sieht das schon sehr viel besser aus. Es ist nicht Glanz und Gloria, aber es ist auch nicht schlecht gelaufen. Bedanken möchte ich mich, außer bei den Sponsoren, bei allen Helfern, Partnern, Dienstleistern und vor allem den Fans für ihr Kommen. Ein besonderer Dank geht aber auch an die Behörden. Der Regierungspräsident Walter Schönholzer war erstmals bei uns und total begeistert. Er möchte das in die Regierung tragen, sodass wir auf weiter gute Unterstützung auch von dieser Seite hoffen.“
Fotos: Thorsten Horn
Online: Stefan Uhlmann