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10-04-2025 | ADAC MX-Masters News |
Max Nagl will es noch mal wissen |
Max Nagl ist 37 Jahre alt, hat es als Erster geschafft, drei Mal hintereinander das ADAC MX Masters zu gewinnen, besitzt zusammen mit Dennis Ullrich den Titelrekord von insgesamt fünf ADAC MX Masters-Meisterschaften und hat die Erste davon bereits 2006 gewonnen. Zeit zum Aufhören? Für Nagl nicht. Der amtierende Champion hat noch mal alle Karten neu gemischt und für zwei Jahre einen Vertrag im neuen Team Dörr Motorsport Triumph Racing powered by Krettek unterschrieben, um dort auf der Triumph TF 450 RC auf die Mission Titelverteidigung zu gehen. Im Interview verrät er, weshalb er nicht aufhören möchte und warum er den Team- und Markenwechsel nicht als Risiko betrachtet.
Neues Jahr, neues Team, neues Bike. Wurde nicht an Ruhestand gedacht? „2025 wird ein komplett neues Jahr für mich. Ich fange mit Triumph bei Null an. Ich denke Mal, das wird ein spannendes Projekt. Schon bei den Vorbereitungen haben sich ein paar Sachen ein bisschen verzögert, so kamen die Motorräder etwas später. Aber das habe ich bereits bei meiner Entscheidung mit einkalkuliert. Aber nach und nach kommt alles Material an und ich habe viel Testarbeit vor mir. Ich bin aber zuversichtlich für die Saison. Ich kann mir schon vorstellen, dass es ein bisschen anders laufen wird als die letzten Jahre. Aber ich denke, so wird es für die Fans auch ein bisschen spannender werden.“
Wie kam es zu dem Wechsel? „Ich bin inzwischen 37 Jahre alt und werde in der Saison 38. Im höheren Alter braucht man immer mal wieder was Neues, um neue Motivation zu schöpfen. Mit Honda habe ich eigentlich alle Titel und Ergebnisse in den zwei Jahren erreicht, die es für mich zu holen gab. Deswegen brauchte ich ein neues Projekt. Das bekomme ich bei Triumph, vor allem, weil dort mit dem von Grund auf neu entwickelten Motorrad alles am Anfang steht. Ich bin der erste Fahrer, der die 450er erhalten hat, und da gibt es am Anfang immer Probleme. Das ist einfach so und ich sehe das ein bisschen als meine Aufgabe, dabei zu helfen. Ich bin immer mit den Ingenieuren von England in Kontakt, um das Motorrad Stück für Stück weiterzuentwickeln und zu verbessern.“
In den letzten Jahren wurden nur noch Verträge für eine Saison unterschrieben. Jetzt gab es mit einem Zwei-Jahres-Vertrag eine Überraschung. „Das ist für mich tatsächlich unüblich. Normal habe ich immer gesagt, ich mache Ein-Jahres-Verträge, damit ich jedes Jahr sagen kann ‚Gut, ich ziehe den Stecker, es reicht, ich bin jetzt alt genug oder habe genug gelitten durch den Sport.‘ Aber mit Dörr habe ich so eine gute Zusammenarbeit gefunden und haben mir gesagt, die Saison 2025 wird ein Lehrjahr, um das Motorrad zu entwickeln und immer wieder neue Teile zu probieren. Da kann auch mal etwas schieflaufen und dann ist vielleicht ein Titel nicht möglich. Auch wenn der Titel natürlich das Ziel ist. Aber so haben wir einfach den Puffer, um zu sagen, wenn 2025 einfach nicht alles auf Anhieb funktioniert, dann haben wir 2026 noch ein zweites Jahr, um dann vielleicht um den Titel zu kämpfen, weil mir dann vielleicht alles perfekt haben, so wie es sein sollte. Das ist der Grund für die zwei Jahre.“
Ist es kein Risiko, in ein neues Team mit neuem, unerprobtem Motorrad zu wechseln? „Die Entscheidung, dass ich zu Dörr Motorsport in Kombination mit Triumph gehe, ist ganz klar ein Risiko für beide Seiten. Keiner wusste, in welche Richtung wir jetzt laufen werden. Aber das war für mich zum einen der Reiz, dass ich sage, es ist viel Arbeit und es ist etwas komplett Neues. Und zum anderen ist Dörr Motorsport natürlich durch den Automobilsport schon so viele Jahre dabei und die wissen, was Motorsport ist. Ob sie jetzt ein Auto oder Motorrad einsetzen, ist im Prinzip das gleiche und sie haben einfach die Erfahrung und den Background. Deswegen war für mich relativ schnell klar, als wir die ersten Gespräche hatten, dass das passt und ich es machen möchte. Da habe ich auch das Vertrauen, dass es funktionieren wird.“
Auch bei der Bekleidung hat sich einiges geändert, du bist jetzt einer der Weber Werkeholics Athleten. „Ja, das stimmt. Nun bei Weber zu sein ist für mich sehr gut, was die Wahrnehmung in den Medien angeht. Ich bin nicht der größte Social Media Fan und ich poste da auch sehr wenig. Durch die Zusammenarbeit bin ich jetzt motiviert, dort auch etwas mehr zu machen. Von den ADAC MX Masters wird es von allen Rennen Racevlogs geben, bei denen ich auch von der Kamera begleitet werde. Das wird dann auf YouTube und auf Instagram geteilt. Ich werde auch selber versuchen, etwas mehr zu machen mit meinem eigenen Content. Ich denke, das wird viele Leute vielleicht freuen, wenn sie mich dort nun mehr zu sehen bekommen und enger verfolgen können, was ich mache.“
Diesmal gab es kein konsequentes Trainingsprogramm wie sonst und die Saisonvorbereitung lief ganz anders. Wie kam das? „Die Saisonvorbereitung war komplett anders als all die anderen Jahre. Ich habe meinen Winterurlaub verlängert und einen richtigen Urlaub gemacht, drei Wochen lang, um wirklich auszuspannen. Zum einen kam die 450er Triumph einfach ein bisschen später als geplant und zum anderen brauchte ich auch ein bisschen Pause. 2024 war eine lange und harte Saison und ich bin viele Rennen gefahren. 2025 fängt sie sehr spät an, wir haben erst Ende April unser erstes ADAC MX Masters Rennen. Wenn ich im Dezember oder Januar mit dem Training angefangen hätte, wäre das einfach viel zu früh gewesen, weil man sich nicht vier Monate lang für eine Saison vorbereiten kann. Das ist einfach zu lang. Da habe ich inzwischen die Erfahrung, dass ich weiß, wie ich das machen muss. Ich saß erst Mitte Februar in Spaniens das erste Mal auf dem Motorrad.“
Wie gut fährt sich die neue Triumph? „Ein neues Motorrad zu fahren, macht immer Spaß. Mir macht es auch Spaß, ein Motorrad zu entwickeln. Man fängt ganz simpel an und probiert verschiedene Lenker, Lenkeraufnahmen, von Xtrig Gabelbrücken mit unterschiedlichen Off-Sets. Ich arbeite auch mit Kayaba zusammen. Doch ich kann nicht einfach das Fahrwerk von der Honda nehmen und in die Triumph einbauen. Also fängt man dort auch wieder bei Null an und arbeitet sich Stück für Stück nach vorne. Jede Verbesserung macht mich dann wieder glücklich und gibt mir wieder Feuer. Wenn der Tag viel besser endet, als er angefangen hat, macht das einfach Spaß. Und dann freue ich mich schon wieder auf den nächsten Testtag.“
Was ist das Ziel für die Saison 2025? „Irgendwo in mir steckt schon das Ziel, um den Titel zu Fahren. Aber ich mache mir jetzt keinen künstlichen Stress, wie es die letzten zwei Jahre war. Da wollte ich unbedingt, egal wie, den Titel holen und das hat sehr viel Druck aufgebaut. Den Druck nehme ich mir jetzt selber ein bisschen weg, weil ich eben weiß, dass mit dem neuen Projekt Sachen schiefgehen können. Aber klar, das Team und ich als Fahrer arbeiten daran, dass es trotzdem irgendwie klappen sollte, wenn nicht in diesem Jahr, dann zumindest 2026.“
Wer wird als die stärkste Konkurrenz erwartet? „Ich schaue mir die Starterlisten vor der Saison ehrlich gesagt nicht an, das interessiert mich eher weniger, wer alles fährt. Aber klar, Jordi Tixier, Max Spies werden vorne dabei sein. Marcel Stauffer wird bestimmt schnell sein. Es sind noch weitere Konkurrenten da und freue ich mich darauf, weil das auch die Serie aufwertet.“
Ein Titel-Hattrick und gleichviele ADAC MX Masters Meisterschaften wie Dennis Ullrich. Motivieren einen solche Rekorde? „Also Rekorde und Zahlen sind mir momentan gar nicht wichtig. Ob ich jetzt einen oder fünf Titel habe, ändert aktuell für mich nichts. Ich denke, das wird erst später interessant, wenn ich mal irgendwann mit dem Fahren aufhöre und 50 oder 60 Jahre alt bin. Dann denke ich, ist es interessanter oder macht es mehr Spaß, wenn man dann zurückblickt auf seine Karriere und sieht, dass man viele Rennen gewonnen oder viele Titel geholt hat und daheim die Trophäen sieht. Ich denke, dann ist der Stellenwert für mich wesentlich höher als jetzt im Moment.“
Fotos: ADAC
Online: Stefan Uhlmann